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Reno Air Races 2011 - der schreckliche Crash und die Berichterstattung

- von Gerhard Schmid -

Am Samstagmorgen erreichte mich die unfassbare Nachricht. Richard, mein langjähriger Freund, hat mir einen Zweizeiler per eMail geschickt. "Galloping Ghost" war abgestürzt. In einem Winkel von ca. 85 Grad schlug Jimmy Leeward mit der Mustang auf dem Vorfeld direkt an der Box Seating Area auf. Richard war am Pylon #3 als es passiert ist. Er hat alles gesehen. Und Richard hatte Glück, denn er ist extra für dieses Qualifying zum Pylon #3 gefahren. Zuvor hatte er nur wenige Meter von der Stelle gesessen, die jetzt als Foto in allen möglichen News-Medien und Foren gezeigt wird - mit Trümmern, Verletzten und Rettungskräften. Sofort habe ich im Internet nach weiteren Informationen gesucht. Kurz darauf wurde das Unglück auch bei deutschen Rundfunksendern in den Nachrichten gebracht.

Nachdem ich mich einige Stunden durchs Internet gearbeitet hatte, war ich emotional aufgewühlt. In zweierlei Hinsicht. In erster Linie war da die Trauer um die Menschen, die zu Schaden gekommen sind. Nach ersten Meldungen waren Jimmy Leeward und zwei Zuschauer getötet, mehr als 50 weitere Zuschauer zum Teil lebensgefährlich verletzt worden. Später wurden die Zahlen korrigiert, neun Tote waren zu beklagen. Und dann war da noch ein zweites Gefühl, das ich in mir spürte: Ärger und Wut.

Der Staub hatte sich nach dem Unglück kaum gelegt, waren schon die ersten "Expertenmeinungen" zu lesen. Der Artikel im STERN.de bezeichnet höchst qualifizierte und erfahrene (Berufs-) Piloten pauschal als "tollkühn". Im Forum von SPIEGEL ONLINE schreibt der User "Fackus" (Zitat): Ramstein '88 hätte die letzte Flugschau sein müssen. Aber man lernt nichts. Weder die Veranstalter noch die Himmelfahrtspiloten und schon gar nicht die Zuschauer. Wie kommt man eigentlich also solcher auf die Idee, sich dermassen in die Schusslinie zu begeben? Das ist bei Strassenrennen ja auch nicht anders. Ist das pure Dummheit oder stecken da womöglich tiefenpsychologische Gründe dahinter? Ich werde mich nicht auf das Niveau von "Fackus" begeben und seinen Forumsbeitrag kommentieren. Das dürfen Sie, liebe Leser, gern selbst tun. Ich bin nur froh, dass es nicht zu viele Fackuse gibt, denn sonst gäbe es heute wohl keine Automobile, keine Schiffs- Bahn- oder Flugreisen, keine Open Air Rockkonzerte, wir würden alle Strohhütten oder Zelten leben, denn es sind auch schon Häuser eingestürzt und haben Menschen begraben.

Ich war nicht dabei, habe die letzten und entscheidenden Augenblicke nicht miterlebt. Nur Jimmy Leeward selbst kannte die Ursache, weshalb sein Flugzeug nicht mehr zu kontrollieren war. Vielleicht werden die Mitarbeiter des NTSB nach wochenlanger Analyse aller verfügbaren Informationen den Hergang rekontruieren können. Und bis das so weit ist, bleibt jeder Kommentar Spekulation. Keine Spekulation hingegen ist, dass ich seit 1999 die Reno Air Races besucht und durch meine Recherchen für das Buch "FULL THROTTLE - Reno Air Races Today" wohl tiefer in die Welt der Reno Air Races eingedrungen bin als die meisten der allwissenden Journalisten und Forumbeitragsverfasser. Ich kenne die meisten der Piloten persönlich - allesamt höchst verantwortungsvolle Profis ihres Fachs. Ich kenne die Veranstalter und die Organisatoren, die stets alles Mögliche getan haben um die Sicherheit der Zuschauer zu gewährleisten. Und ich habe viele hunderte, ja tausende begeisterte Zuschauer getroffen, die, ob nun technisch interessiert oder nur der Volksfeststimmung wegen gekommen, ein großartiges Wochenende unter Gleichgesinnten verbracht haben.

Es ist aus meiner Sicht nicht nur pietätlos, es ist auch beleidigend und frech, wenn wenige Stunden nach einem solch tragischen Unglück zu lesen ist, Jimmy Leeward wäre mit 74 Jahren zu alt für das Cockpit, hätte "einen Looping zu tief geflogen" und mit diesem "missglückten Show-Flugmanöver" die Katastrophe verursacht. Boulevardjournalisten und Forumschlaumeier, ihr solltet euch was schämen! Ihr bewegt euch auf ganz niedrigem Niveau.

Wir von AirVenture werden unserer Linie treu bleiben und uns nicht an Spekulationen beteiligen. Nur soviel sei gesagt: Es waren zahlreiche Fachjournalisten und Fotografen Augenzeugen. Kollegen, mit denen ich 12 Jahre lang über die Reno Air Races berichtet habe. Kollegen, die sich auskennen. Fachjournalisten. Profis ihres Fachs. Kollegen, die auch gern den Mitarbeitern der deutschen Nachrichtenmagazine helfen würden, wäre dort eine professionelle Berichterstattung das Ziel.

Die Auswertung der Bilder, die in den letzten Sekunden vor dem Unglück entstanden sind, zeigen eine sich lösende Höhenruder-Trimmklappe. Wer sich auskennt, der weiss was das bedeuten kann. Dass dieses technische Versagen an genau dieser Stelle des Rennkurses passierte, an dem die Flugzeuge kurzzeitig in Richtung auf das Publikum fliegen, das ist ein tragischer Zufall. Augenzeugen unter den Journalisten und Fotografen berichten einstimmig, dass die Endphase der Flugbahn keinen Zweifel aufkommen läßt: Jimmy Leeward hat mit aller Kraft versucht, freies Gelände zu erreichen um nicht auf die Tribünen zu stürzen.

Unser aufrichtiges Beileid gilt den bei diesem Unglück zu Tode gekommenen Menschen und deren Angehörigen. Unser Mitgefühl gilt allen verletzten und zu Schaden gekommenen Personen.

 

 

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